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Run-off der Lebens-versicherung

02/2019 Anna-Katharina Strauch 7 min

Lebens­versicherung: Verunsicherung durch Run-off

Die Lebensversicherung. Eine lange Zeit unter den Deutschen sehr beliebtes Altersvorsorgeprodukt. Doch im aktuellen Niedrigzinsumfeld und angesichts allgemeiner Skepsis gegenüber Banken und Versicherungen schwindet die Anzahl der Neuabschlüsse. Genauso verunsichert sind Bestandskunden, die in der Vergangenheit Policen mit aus heutiger Sicht attraktiven Garantiezinsen abschließen konnten. Sie mussten über Jahre hinweg Kürzungen der laufenden Verzinsung, oft bis hinunter auf das garantierte Minimum, hinnehmen und zusehen, wie der Ihnen für das Rentenalter in Aussicht gestellte Betrag (die „Ablaufleistung“) immer weiter reduziert wurde. Nun kommt ein neuer beunruhigender Aspekt auf die Versicherungskunden zu: Der Run-off von Versicherungsgesellschaften. Doch was genau ist ein Run-off und was bedeutet das für Sie als Kunden?

Was ist denn überhaupt ein Run-off?

Zunächst einmal muss zwischen zwei Formen des Run-offs unterschieden werden: dem internen und dem externen.

Eine Versicherungsgesellschaft, die keine neuen Versicherungsverträge mehr abschließt und nur noch die vorhandenen Verträge bis zum vertraglich vereinbarten Ablauf verwaltet, wird als interner Run-off bezeichnet. Hiervon bekommen die Bestandskunden in der Regel wenig mit. Ob ein solcher Run-off sich positiv auf die Rendite der Bestandsverträge auswirkt, kann man kontrovers diskutieren: Einerseits geben solche Gesellschaften kein Geld mehr für Vertrieb und Marketing aus, was sich positiv auswirken kann. Andererseits fehlt der Druck, aus Marketinggründen und zur Unterstützung des Neugeschäfts eine besonders gute Verzinsung der Bestandsverträge erreichen zu wollen. Nachteilig kann es auch für die Kunden mit den zuletzt auslaufenden Verträgen werden: Die zum Teil fixen Kosten der Verwaltung verteilen sich dann auf immer weniger Volumen, was für den einzelnen Kunden zu deutlich erhöhten Verwaltungskosten führen kann. Häufig schließt sich deshalb einem intern begonnenen Run-off am Ende ein externer an, um diesem Kostenproblem zu begegnen.

Denn in einem externen Run-off verkauft eine Versicherungsgesellschaft einen Bestand an Lebensversicherungsverträgen an ein anderes Unternehmen, die neue Run-off-Gesellschaft. Diese Run-off-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, mit einer effizienten Verwaltung möglichst vieler Versicherungsverträge Geld zu verdienen – was die verkaufende Versicherungsgesellschaft unter Berücksichtigung eines etwaigen Verkaufserlöses für sich selbst verneint hat.

Der Verkauf eines solchen Bestands bedeutet aber nicht nur, das Verwaltungsleistungen übertragen werden, vielmehr ist die Versicherungsgesellschaft bei Abschluss der Lebensversicherungsverträge ja Leistungsversprechen eingegangen, die nun die Run-off-Gesellschaft erfüllen muss: So zum Beispiel die Risikoabsicherung gegen Tod oder Berufsunfähigkeit, die Verzinsung des Deckungskapitals mit dem Garantiezins, die Zahlung einer lebenslangen garantierten Rente, usw. Denn an der Versicherungspolice des einzelnen Kunden ändert sich zunächst einmal gar nichts. Dafür hat die Run-off-Gesellschaft auch die auf die übernommenen Verträge entfallenden Kapitalanlagen übernommen.

Und was bedeutet ein Run-off für die Kunden?

Auch hier muss die Zeit zeigen, ob der Run-off zum Vor- oder Nachteil der Kunden wird: Entstehen tatsächlich Verwaltungskostengewinne und Effizienzgewinne bei der Kapitalanlage und werden diese Kunden weiter gegeben? Welche Strategie verfolgt die neue Gesellschaft gegenüber den Kunden: möglichst hohe Kundenzufriedenheit und niedrige Stornoquote, um lange an der Vertragsverwaltung verdienen zu können? Oder möglichst rascher Bestandsabbau, um die Verpflichtung zur Zahlung hoher Garantieverzinsung los zu werden und an der Auflösung hierfür gebildeter Rückstellungen zu profitieren? Und wie verhält sich der neue Eigentümer, wenn es z.B. aufgrund dauerhaft niedriger Kapitalmarktrenditen zu Schwierigkeiten kommt, die Garantieverpflichtungen zu erfüllen?

Insbesondere hinsichtlich des letzten Aspekts kommt die Finanzaufsicht ins Spiel, die einem solchen Run-off zustimmen muss und hierfür intensive Prüfungshandlungen vornimmt: Die BaFin schaut sich den Erwerber genau an und verlangt gegebenenfalls Garantien für eine ausreichende Kapitalausstattung. Ebenso hat sie ein Auge darauf, dass die Kunden in der Run-off-Gesellschaft nicht mit höheren Verwaltungskosten belastet werden als zuvor.

Für die Jahre 2013 bis 2017 nennt die BaFin drei interne und sechs externe Run-offs, allesamt von kleinen Versicherungsgesellschaften. Anfang Juli 2018 dann ein Paukenschlag: Die Viridium-Gruppe übernimmt 89,9 Prozent der Generali Leben AG mit einem Bestand von rund 4 Mio. Lebensversicherungsverträgen – damit hätte sich erstmals ein Schwergewicht der Branche für einen externen Run-off entschieden.
Nach intensiver Prüfung durch die BaFin wurde nun Anfang April 2019 mitgeteilt, dass eine Übernahme durch die Viridium-Gruppe der rund 4 Mio. Lebensversicherungsverträge nichts im Weg stehe, da es keinerlei Einwände gebe, die die strengen gesetzlichen Anforderungen zur Wahrung der Kundenbelange beeinträchtigen würde. Für die Versicherungsnehmer wird sich durch diesen externen Run-off nichts ändern, welcher zum 30. April 2019 erfolgte.

Durch diesen Verkauf sind die Gemüter neu erhitzt: Werden weitere Versicherungen mit einem externen Run-Off nachziehen, jetzt wo der Stein ins Rollen gebracht wurde? Die Zukunft bleibt ungewiss. Die Hoffnung der Kunden: die BaFin, die einem Verkauf zustimmen muss, um eine Benachteiligung der Kunden auszuschließen.

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